Wissen als Dogma

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ladysilvia
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Wissen als Dogma

von ladysilvia am 09.01.2011 18:45

Sobald uns Menschen Wissen auf den Weg gegeben wird, beginnen wir uns darauf zu verlassen und auszuruhen. Wir glauben, damit wäre es getan und gehen selbstsicher durch das Leben. Wir handeln gemäß dem, was wir zu wissen glauben und stellen dieses Wissen niemals in Frage - mehr noch, sobald wir in Situationen geraten, in denen wir zum Handeln und zum Entscheiden aufgerufen werden, verlassen wi uns auf dieses Wissen und urteilen danach, ungeachtet dessen, ob die Entscheidungen die wir treffen Menschenwürdig sind oder nicht.
Kaum einer vermag in diesem Zustand des Ich-weiß noch auf die Stimme des Herzens zuhören. Aber wie kann man es uns denn verübeln? Schließlich haben wir uns ja in der Sicherheit unseres Wissens gewähnt. Es als einen Teil von uns akzeptiert und schlussendlich als die ultimative Richtlinie gewählt.

Doch ab diesem Punkt, wo Wissen als Richtlinie gehandhabt wird, beginnt es zu stagnieren. Es wird ein Dogma.
Kaum noch vermag dieses Ursprüngliche Wissen als intelligentes, lebendiges Wissen zu fungieren und es legt sich ein Schleier über unser Auffassungsvermögen. Es dient uns nur noch als Richter unserer Handlungen, als Anwalt unserer Entscheidungen, als Exekutivkraft unseres Durchsetzungsvermögens.
Und wiedereinmal müssen wir uns eingestehen, dass jenes flüssige, anpassungsfähige, intelligente Wissen, dass wir ja einst hatten, von unserem EGO benutzt wurde um uns zu täuschen und weiß zu machen, das Leben ließe sich durch eine einfache Regel erklären.

Aber wie kann man sich vor diesen Übergriffen des EGO schützen?
Gar nicht. Es bedarf nämlich keinen Schutzes. Durch solche sehr persönliche Lernerfahrungen, die wir alle im Laufe unseres Lebens machen, zeigt sich die Struktur unseres EGO von selbst. Wir müssen nicht krampfhaft versuchen unser Ego zu zerstören, denn dieses Unterfangen kann ebenso als Machtinstrument unseres Ego benutzt werden.
Unsere Aufmerksamkeit sollte eher auf das Streben gerichtet sein, den Kampf aufzugeben. Den Kampf gegen andere ("besser, stärker, schöner zu sein als andere") , den Kampf gegen uns selbst ("schlechter, dummer, hässlicher als andere") und den KAMPF ALS SOLCHES.
Das Leben, oder die Gegebenheiten als Kampf zu betrachten, ist eine sehr typische und ausgeklügelte Versuchung des EGO uns auf seine Seite zu ziehen, damit es uns suggerieren kann was es gerade braucht. Und wir sind Meister in Allem-was-ist, somit auch Meister der Selbsttäuschung, der Illusionen.
Und wen könnten wir wohl am erfolgreichsten und effektivsten täuschen, wenn nicht uns selbst?
Somit bleibt unterm Strich wohl nur die Erkenntnis, dass wir, so ehrgeizig unser streben nach Wissen und Spiritualität auch sein mag, wir auch unser EGO mit demselbigen Wissen speisen. Und wenn wir auf Kampf aus sind, sollten wir bedenken, dass der sog. Feind in uns genauso stark und intelligent ist wie wir selbst.
Zum Abschluss eines noch:
Vergessen wir niemals, dass egal was wir tun oder lernen, unser Mitgefühl nicht darunter leiden sollte. Und ein lebendiges Mitgefühl entsteht erst durch das Fehlen von Aggression...

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